Venedig: Touristen- und Wassermassen rund um den Markusplatz

Markusdom und Dogenpalast - Campanile am Markusplatz

Venedig ist dem Untergang geweiht und das schon seit ewigen Zeiten! Die auf Holzpfählen am Anfang des 5. Jahrhunderts in den Sümpfen der oberen Adria erbaute, später zur Weltmacht aufgestiegene Siedlung sinkt Jahr für Jahr ein paar Millimeter, um dann mit aufwendigen Restaurierungsmaßnahmen wieder gerettet zu werden. Das gelingt auch im Zentrum der Stadt rund um den Markusplatz, in den Außenbezirken hingegen hat sich Dekadenz breit gemacht. Die dortigen Bewohner haben angesichts der regelmäßig wiederkehrenden Wassermassen resigniert und nicht selten die Häuser dem Verfall preisgegeben, so verliert die „Königin der Adria“ pro Jahr rund 3000 Einwohner.

Rialto-Brücke in Venedig mit Gondel
Postkartenkitsch: Rialto-Brücke mit Gondel im Vordergrund
Youtube-Video von Fritz Arnez über die regelmäßig wiederkehrenden Hochwasser in Venedig

Hochwasser-Vorhersagen und -Warnungen in Venedig wurden seit dem Rekordhochwasser vom 4. November 1966 (1,94 m) verbessert.

Mit MO. S. E. gegen die Flut

Die Ursachen für das Versinken Venedigs sind vielfältig. Genannt werden der Anstieg des Meeresspiegels aufgrund der Klimaerwärmung, die Entnahme von Grundwasser und Erdgas, die Verschiebung der Erdplatten bis hin zu Fischerei, die die Vegetation am Meeresboden zerstören und das Abtragen von Sedimenten erleichtern soll. Auch das Ausbaggern einiger Fahrrinnen für Großschiffe soll eine Mitschuld tragen. Schließlich wären da noch die Gezeiten: bei Normalflut steigt das Wasser knapp 90 cm, wenn es mehr ist – etwa infolge kräftiger Unterstützung des Sahara-Windes Scirocco – spricht der Venezianer von „Acqua alta“. Ab 2016 – der Termin wurde schon mehrfach verschoben und Bürgermeister Giorgio Orsoni musste wegen eines Korruptionsskandals zurücktreten – soll das Projekt MO. S. E. helfen, Venedig mittels dreier großer Schleusentoren vor Hochwasser zu schützen.

Google Maps-Karte von Venedig

Der Canal Grande vollzieht eine spiegelverkehrte S-Kurve vom Bahnhof Venezia Santa Lucia bis zum Markusplatz.
Markusdom und Dogenpalast - Campanile am Markusplatz
Markusdom und Dogenpalast von oben – fotografiert vom Campanile. Rundum den Markusplatz konzentrierten sich einst die kirchliche und die weltliche Macht Venedigs.

Freilichtmuseum der besonderen Art

Am nachhaltigsten sind für den Venedig-Besucher der Geruch des brackigen Wassers und die Touristenmassen, die sich durch die verwinkelten Gassen schieben und an jeder Ecke mit vielen „Oohs“ und „Aahs“, die sich im Laufe eines Tages immer ähnlicher werdenden aber jederzeit pittoresken Perspektiven zu begaffen. Dass die andauernden Restaurierungsmaßnahmen finanziert werden können, ist den Besuchern zu verdanken, die die Einmaligkeit Venedigs bestaunen und sich dabei ausnehmen lassen wie die Weihnachtsgänse. Hier ist alles wesentlich teurer als anderswo in Italien. Sicher, die Kosten für das Hinbringen der Waren, die Instandhaltung der Gebäude und die Entsorgung des Mülls sind besonders hoch, das Preis-/Leistungsniveau ist dennoch unter aller Kanone.

Caffè Florian in Venedig
Stolze Preise im Caffè Florian in Venedig: 6,50 Euro für einen Caffèe Latte, 17 Euro für einen Caffè del Levante

Geschätzt sind es 25 Millionen Besucher, die Venedig jährlich besuchen – zu viele für die Stadt, so dass ernsthaft überlegt wird, den Besucherstrom mittels eines „Numerus Clausus“ oder über eine Eintrittsgebühr zu regulieren. Tatsächlich wirkt die Stadt wie ein Freilichtmuseum. Dennoch gibt es auch Ideen, Venedig zu entkommerzialisieren, indem Brachflächen wie das ehemalige Militärgelände im Sestiere Arsenale für Wohngebiete mit Radweg zum Festland aufbereitet werden. Wer Venedig besucht hat, ist zunächst einmal erschlagen von den Preisen, den Touristenmassen, von Kunst und Kitsch (klassiche Mitbringsel für die Daheimgebliebenen wären venezianische Masken oder Glas aus Murano) – kurz von der Vielfalt der Eindrücke, doch bald kommt der Wunsch auf die „Königin der Adria“ irgendwann wieder zu besuchen, vorzugsweise dann, wenn weniger Touristen da sind und die Preise etwas günstiger.

Verhaltensregeln für Touristen am Markusplatz in Venedig
Venedig hat für das Verhalten am Markusplatz eine Reihe von Regeln aufgestellt und achtet darauf, dass diese beachtet werden. Hier werden zwei deutsche Touristinnen höflich aber bestimmt aufgefordert, ihre Käsebrötchen nicht im Sitzen zu Verspeisen.

Quellen:


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